FEUER: Die Via del Ferro

Der Eisenpfad im Valle Morobbia

Markus Zohner
Published in PETRUSKA MAGAZINE

Vier Männer stehen im Wald. Schräg fällt das frische Frühlingslicht durch die hellgrün knospenden Kastanienwälder. “Du nimmst eine ungespritzte Orange. Du schneidest ihre Schale in kleine Stückchen. Kannst sie auch reiben.” Ein paar Vögel zwitschern, ein Schmetterling gaukelt zwischen den Bäumen hindurch talwärts. “Du gibst dreissig Gramm Butter in die Pfanne und lässt die Orangenschale darin ein wenig aufschmelzen. Aber nicht zu lange, sonst wird das Ganze bitter!” Zweihundert Meter weiter erwartet die vier Männer das Ziel ihrer Wanderung: eine der verlassenen Eisenminen, die den Berg durchlöchern wie einen Emmentaler. Aber es gibt Wichtigeres. „Dann schüttest du vier Tassen Arborio-Reis dazu, und röstest ihn in der Butter und der Orangenschale an. Wenn alles soweit ist, wird es mit Weisswein abgelöscht.” Die drei anderen nicken. „Natürlich, Weisswein“, murmelt einer. „Keine Zwiebeln?“ Ein Kuckuck ruft dreimal. „Nein, keine Zwiebeln. Dann langsam Hühnerbrühe dazugeben, wie man es bei Risotto macht.“ Die drei Zuhörer blicken konzentriert vor sich hin, der Wald um sie herum verblasst. „Und Käse? Kommt kein Parmesan dazu?“ „Immer mit der Ruhe. Nach fünfzehn Minuten, bevor der Reis ganz gekocht ist, gibst du 150 Gramm Taleggio dazu, in Würfel geschnitten.“ „Taleggio, natürlich!“ murmelt der, der nach dem Parmesan gefragt hatte. „Und, den Saft einer ganzen Orange. Jetzt solange rühren, bis der Taleggio sich aufgelöst hat, und auf dem Feuer lassen, bis der Reis fertig ist. Al dente servieren! Nicht vergessen, dass der Reis weiterkocht auf den Tellern. Ist man zu spät, wird er zu weich.“ Die drei nicken. „Al dente, natürlich!“ murmelt einer. Sie bleiben noch eine Weile versonnen sehen, dann drehen sie sich langsam um und, als ob sie aus einem Traum auftauchten, gehen sie langsam weiter, zur Eisenmine.

Nur ein einziger Wegweiser am grossen Kreisverkehr in Giubiasco zeigt den Weg ins Morobbiatal, das sich gut versteckt vor den grossen Touristenströmen von hier hinauf bis zum Passo San Jorio zieht. Am besten lässt man das Auto unterhalb von Carena stehen, und geht zunächst die auf der europäischen Talseite gelegene Forststrasse bergan. Die schneebedeckten Gipfel des San-Jorio-Massives immer voraus, den Lago Maggiore im Rücken, zu beiden Seiten nicht schroff, aber entschieden aufragende Berge. Tief hat sich das Flüsschen Morobbia ins Tal gefressen und fliesst meist unsicht- doch immer gut hörbar hinunter zum Fluss Ticino und mit ihm kurz darauf in den Langensee. Schon bald ergreift einen die Faszination für diese Berglandschaft, dieses Juwel unter den Tälern, das ganz anders daherkommt als die tessiner Klassiker Valle Maggia, Centovalli oder Val Verzasca. Unscheinbar und zart nimmt die Natur ihre Entdecker hier auf, die sonnigen Berghänge öffnen sich in zahllose Seitentäler, kaum ein Mensch ist unterwegs. Schmetterlinge überall, mehr als die Hälfte aller im Tessin vorkommenden Tagfalterarten sind hier im Morobbiatal von Liebhabern der Sommervögel registriert worden.

Mit meinen drei mir noch fremden Entdeckerfreunden Christian, Silvano und Giuseppe – chiamami Pepi! – geht es also, auf der europäischen Seite, talaufwärts. Die drei vereint ihre Liebe zu diesem Tal, und ihre Zusammenarbeit für die Erschliessung der Via del Ferro, des Eisenweges. Christian Bordoli ist Mitarbeiter der Schweizerischen Beratungsgruppe für Regionen und Gemeinden SEREC, Silvano Codiroli Vositzender der „Regione Valle Morobbia“, und Giuseppe Chiesi Direktor des Amtes für Kulturgüter des Kantons Tessin. Die drei tauschen Neuigkeiten aus, sprechen über Schautafeln und bevorstehende Sitzungen, aber bald lässt dieser glänzende Frühsommertag sie verstummen, und die kleine Gruppe zieht schweigend die Schotterstrasse bergan und atmet die zarten Sonnenstrahlen, die knospenden Bäume, das Zirpen, Zwitschern und leise Summen ein wie Matrosen, die sich nach entbehrungsreichen Monaten auf hoher See endlich wieder gütlich tun an frischen Früchten, Gemüse und Beeren.

Ein paar Kilometer oberhalb von Carena, bevor der Weg sich in einer grösseren Kurve um den Berg schwingt, öffnet sich zur Rechten das Tal: auf einer beschaulichen Lichtung scheinen seltsame Steinruinen in ihrem Zerfall für diesen einen Augenblick innezuhalten. Der „Maglio“. „Gehen wir rüber!“ ruft Pepi, und die kleine Gruppe tänzelt über die schmale Holzbrücke, die den sprudelnden Fluss überquert, hinüber nach Afrika. Trockenmauern, Steinwände, die vor fünfzehn Jahren der sie verschlingenden Natur wieder entrissen worden sind und die jetzt, graue Zeugen einer feurigen Vergangenheit, von den Zeiten der Eisengewinnung und -verarbeitung im Morobbiatal erzählen.

In den Jahren 1792 und 1793 liess der Bellenzer Arzt Giovanni Bruni hier einen eisenverarbeitenden Betrieb mit Hochofen, Hammerschmiede, Kohlelager, Schmiedewerkstatt und Unterkünften errichten. Mehrere Dutzend Arbeiter, Angestellte, und Fachleute aus verschiedenen Ländern wurden angeheuert. Die industrielle Gewinnung von Eisen stand zu diesem Zeitpunkt erst in den Anfängen. Nur 60 Jahre vor Errichtung des „Maglio“ im Morobbiatal hatte Abraham Darby in der „Wiege der europäischen Industrie“, der mittelenglischen Grafschaft Shropshire, den ersten Hochofen überhaupt gebaut.

Eisen hat einen Schmelzpunk von 1.535 °C, die Temperatur für das Herauslösen des Metalles aus dem Erz muss jedoch deutlich darüber liegen. Der sechs Meter hohe Hochofen, das Zentrum der Anlage, von dem heute noch imposante Reste zu bestaunen sind, wurde von oben befüllt. Zunächst kam eine Schicht Magnesitstein, wohl Dolomit hinein, dann zu drei Vierteln abwechslungsweise Erz und Holzkohle. Es waren Meister ihres Faches am Werk: das System war sehr effizient – pro Tonne Eisenerz wurden ungefähr 250 bis 500 Kilogramm Eisen gewonnen, die gefundenen Rückstände enthalten so gut wie kein Mineral mehr.

Der Ofen wurde nach einem tagelangen Schmelzprozess angestochen und, und das Eisen in der Hammerschmiede, dem „Maglio“, weiterverarbeitet: Ein riesiger Hammer – der Stiel ein Baumstamm, der Kopf aus massivem Eisen – wurde mit der Wasserkraft der vorbeifliessenden Morobbia angetrieben. Die mächtigen, rhythmischen Schläge erlaubten dem Schmied, aus dem heissen Metall die gewünschten Formen herzustellen. Mehrere Schmiedeöfen dienten dazu, das Ferrum auf die ideale Temperatur zur Weiterverarbeitung der Rohlinge durch verschiedene Schmiede zu bringen.

Es herrschte eine reges vorindustrielles Treiben in diesem verlorenen Tal, tausende Tonnen Eisen und Eisenwaren fanden ihren Weg von hier hinunter nach Bellinzona und von dort aus weiter nach Italien und in die Schweiz jenseits des Gotthardpasses, oder hinauf über den Jörisbergpass zu den Marktplätzen in Como auf der anderen Seite des Gebirgszuges.

Der intensiven metallurgischen Tätigkeit wurde allerdings im Jahre 1831, nach fast vierzig Jahren Produktion, ein Ende gemacht. Ein grosses Feuer brach aus und verwüstete, vom Hochofen ausgehend, die Anlagen. Der Betrieb musste eingestellt werden, die Arbeiter, Schmiede, Ingenieure, Planer, Heizer, Transporteure und Helfer, die Minenarbeiter und Köhler verliessen die Stätte, die bald wieder von der Natur übernommen wurde. Allmählich stürzten die Bauten ein, Pflanzen begannen, die verfallenden Wände zu überwuchern, ihre Wurzeln sprengten die Steine von den Mauern und halfen, die für die Natur so kurze Episode der menschlichen Aktivitäten weitgehend wieder zum Verschwinden zu bringen.

Vor kurzem erst wurden die Wälder hier ein wenig ausgedünnt – harte Arbeit für die Forstarbeiter, die unzählige an zum Teil steilen Hängen stehende Bäume zu fällen und zu zerkleinern hatten. Jetzt blinkt und blitzt das Sonnenlicht durch die hellgrünen Kastanien- und Buchenzweige, man hat das Gefühl, in einem riesigen Raum, einem enormen, hellen Gotteshaus zu wandeln, in das die nachmittäglichen Lichtstrahlen durch kunstvoll gearbeitete Fenster fallen. „Um das ganze Erz zu verarbeiten, wurden enorme Mengen an Brennstoff benötigt,“ erzählt Silvano. „Holz war zwar in Hülle und Fülle vorhanden, hat aber einen viel zu niedrigen Heizwert.

So wurde in der ganzen Gegend das Holz in Meilern verkohlt, und die Kohle wurde dann hinuntergebracht zum Hochofen.“ Das Verkohlen ist ein langsamer Prozess, bei dem lufttrockenes Holz ohne Sauerstoffzufuhr auf 350-400 Grad erhitzt wird, sodass seine leichtflüchtigen Bestandteile verbrennen. „Schau!“ Er scharrt mit einem Stock ein wenig im Waldboden, und tatsächlich kommen bald viele kleine Kohlestücke zum Vorschein. „Es gab unzählige solcher Verkohlungsplätze, im ganzen Tal verteilt. Die Eisengewinnung hat den ganzen Wald aufgefressen.“ Und wirklich ist aus Schriftstücken, die in den Archiven von Bellinzona gefunden wurden, ersichtlich, dass der Brennstoff zur Neige zu gehen drohte – das ganze Tal war für die Eisengewinnung abgeholzt, das Holz verkohlt und dann verbrannt worden. Noch hundert Jahre später ist auf Fotografien der 1920er Jahre der Kahlschlag und der nur langsam nachwachsende Wald zu sehen. „Aber sag, was für einen Wein empfiehlst Du zu diesem Risotto?“ hört man Christian noch fragen, als die vier Männer sich wieder aufmachen, den Berg hinauf, zu den Minen.


„Afrika stösst hier, geologisch gesehen, längs des Tales auf Europa, und es ist nur hier drüben, auf der Südseite, in Afrika, wo die Eisenerzvorkommen die Berge durchziehen, die seit dem Mittelalter geschäftstüchtige Männer ihr Glück versuchen liessen.“, bemerkt Pepi, als wir, mit Stirnlampen ausgerüstet in die „Miniera del Pozzo“ vordringen. „In der Kreidezeit hat sich hier die afrikanische Platte auf die europäische geschoben, aufgefaltet, und das gebildet, was wir heute die „insubrische Linie“ nennen, die wiederum ein Teilstück ist der „periadriatischen Naht“: die bedeutendste tektonische Störungslinie der Alpen, die sich über siebenhundert Kilometer vom tyrrhenischen Meer bis nach Südungarn zieht. Oben auf dem San Jorio-Pass kannst du eine Hand auf die afrikanische, die andere auf die europäische Platte legen“. Ganz unafrikanisch kalt ist es allerdings hier, feucht, und dunkel. Rostbraunes Eisenerz durchzieht die nassen Wände, es tropft von der Decke, und wenn ich nicht den leuchtend gelben Helm auf hätte, wäre mein Kopf bald eine Beulenlandschaft, immer wieder knallt er gegen die niedrige Decke. Die Menschen waren kleiner früher, hier ein klarer Vorteil. Der erste Teil des Stollens wurde schon im späten Mittelalter gegraben, als die Familie Muggiasca in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dreihundert Jahre vor Giovanni Bruni, ein paar Kilometer oberhalb des späteren „Maglio“ eine Eisengewinnungsanlage errichtete. Der finanzielle Aufwand hatte damals nicht die erhofften Ergebnisse gebracht, es war aber immerhin ein bedeutender Versuch, die Bodenschätze des Bergtales zu nutzen. Die Eisenhütte wurde am 4. Januar 1478 von zwei Schweizer Schwadronen in Brand gesteckt, die ausgesandt worden waren, den San Iorio-Pass zu besetzen, was das Ende der mittelalterlichen Eisenförderung und -verarbeitung im Morobbiatal bedeutete. Die Anlagen sind nicht mehr zu sehen, Ausgrabungen haben aber ihren Ort, den „Corte del forno“ definieren können, der heute in der Kehre der Forststrasse liegt. Mit viel Phantasie ist es noch möglich, dort die Umrisse der Erdanhäufungen als Ofen, Arbeits- und Lagerräume zu identifizieren.

Dringt man weiter in den Stollen vor, kommt man in die Bereiche, die von den Bruni-Bergleuten bis Anfang des 19. Jahrhunderts gegraben worden sind. Noch heute sind die Kerben der Eisenpickel im Stein zu sehen. Plötzlich fällt der Schacht fast senkrecht ab. Unten hat sich Wasser gesammelt, und von diesem Brunnenboden – daher der Name der Mine – geht ein weiterer Schacht nach rechts in den Berg hinein, immer der Eisenader folgend. „Wie konnten die Bergleute damals denn hier überhaupt etwas sehen?“ Pepi schmunzelt. „Ja, Fackeln konnten nur am Eingang aufgestellt werden. Hier unten hätten sie alles verrusst. Die Kumpels haben Weisstannenzweige in den Mund genommen und sie angezündet – eine kleine Flamme vor dem Gesicht, die ihnen den Weg wies.“


Zwei Tage braucht man, will man auf der Via del Ferro die Zeugen einstiger alpiner Eisenindustrie und alte Handelswege entdecken, und auf mittelalterichen Saumpfaden, Schmuggler- und Flüchtlingsrouten vom Becken des Lago Maggiore bis hinüber in jenes des Comersees oder hinunter nach Porlezza am Luganer See gelangen. Vom „Maglio“, der Hammerschmiede, folgt man den Pfaden der Via del Ferro bergan und erreicht in angenehmer Steigung in zwei Stunden die Alpe di Giumello auf 1.600 Metern Höhe, eine Alm, die 1920 den Italienern vom Kanton Tessin abgekauft wurde und auf der heute ein hervorragender Käse produziert wird. Von dort aus geht es dann in einer weiteren Stunde hinauf zum Jörisbergpass, dem Passo San Jorio, der seit dem Mittelalter ein wichtiger strategischer Punkt für Handel, Schmuggel und Militär war, da seine Überquerung es erlaubte, die Festungsanlagen von Bellinzona zu umgehen. Schon zu Zeiten der Visconti wurden auf diesen Pfaden hinunter ins Tal Salz und Lebensmittel geschmuggelt.

„Im Krieg kam vor allem Reis aus Italien herüber in die Schweiz. Hier hatten wir Essensmarken, und durften nichts kaufen, was darüberhinaus ging. Reis gab es hier nicht, und so kamen Schmuggler aus Italien den San-Jorio-Pass herunter und verkauften ihn. Wir waren froh darum, ab und zu einmal ein Risotto machen zu können. Pilze gab es ja genug.“ lacht Signora Delmenico, die hier alle Nini nennen. Sie wird bald achtzig und lebt schon immer in Carena. „Und nach dem Krieg gingen dann Zigaretten von hier aus nach Italien. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das hier für ein Verkehr war. Aus dem ganzen Tessin, aus Chiasso, Lugano und Brissago kamen die Tabakgrosshändler mit ihren Lastwagen, sie hatten sogar Lagerräume hier im Dorf, für ihre Zigaretten und Tabakbündel. Die Schmuggler waren alle Italiener. Jeder von ihnen packte sich 20 − 22 Kilogramm Tabak und Zigaretten – ein Wert von 700 Franken damals – auf den Rücken, und stieg damit hinauf zum San Jorio - Pass. Dort versuchte er, irgendwie an den italienischen Zöllnern vorbeizukommen. Dann ging es hinunter an den Comer See, wo die Lastwagen warteten, die mit ihrer Ware nach Mailand, in die Toskana und bis hinunter nach Rom fuhren. Auf schweizer Seite wurde aber alles rechtmässig verzollt. Acht Zöllner arbeiteten damals in Carena, wogen den Tabak und erhoben die Ausfuhrzölle. Ein gutes Geschäft für den schweizer Staat: An manchen Tagen brachen 70 bis 100 Männer mit ihrer heissen Ware zu ihrem sechsstündigen Gang über die Berge auf. Natürlich wurde ab und zu einer von ihnen oben geschnappt, und verlor so sein Transportgut. Häufig waren wohl auch die italienischen Zöllner auf dem Pass bestochen. Aber es hat sich für die Schmuggler mehr als gelohnt, alle konnten sie sich im Laufe der Zeit schöne Häuser bauen. Es war viel Betrieb damals in meinem Restaurant, bis in den späten siebziger Jahren dann die Lira so sehr an Wert verlor, dass sich der Schmuggel nicht mehr lohnte.“


Steht man oben auf dem Pass, empfangen einen heute keine Zöllner mehr. Und doch scheint es vor Spannung zu knistern: Man meint, die Energie wahrzunehmen, die die Kraft der Auffaltung der beiden tektonischen Platten, die hier zusammenstossen, immer noch ausstrahlt. Dazu die Aussicht, die einem den Aufstieg in den Himmel vorgaukelt: Auf der schweizer Seite öffnet sich das Morobbiatal, man blickt hinunter auf die Magadinoebene, den Lago Maggiore in der Ferne, und, wenn die Luft klar ist, ragt hinter den Bergen des Centovalli der Monte Rosa mit seinen schneebedeckten Gipfeln ins Universum. Dreht man sich um, nimmt einem der weit unten sich tiefblau streckende Comer See den Atem, der sich zwischen hohen Bergen mit schroffen, blendendweissen Gipfeln in seinem langen Bett in der Sonne räkelt und dem Dolce far niente frönt.


Von hier aus führt die Via del Ferro weiter über die Bochetta di Sommafiume und den Motto della Tappa, von wo es bei schwindelerregender Aussicht weitergeht über die Alpe Stabielle und Vegna bis nach Cavargna. Hier werden nicht nur exquisite Milcherzeugnisse hergestellt, sondern man kann neben dem hochinteressanten Museum, das das Leben und Wirtschaften in den Bergen dokumentiert, auch übernachten. Am nächsten Tag nimmt man noch zwei wichtige Sehenswürdigkeiten auf dem Abstieg auf der Via del Ferro nach Porlezza am Luganer See mit, die Forni Vecchi und die Dovia-Brücke.


Als wir abends wieder herunterkommen aus dem Tal, lädt Silvano uns in Pianezzo am Eingang des Valle Morobbia, noch auf ein Bier in seinem Garten ein. Ein grandioser Ausblick auf die andere Talseite, die sich hier schon zur Genüge entfernt, zur Magadinoebene hin öffnet und bald in den Monte Ceneri - Gebirgszug übergeht.


„Morgen gehe ich hinüber zu den „Fortini della Fame“, sagt Pepi. Das sind Verteidigungsanlagen, die 1844 dort auf den Bergen gegenüber von Camorino, zur Verteidigung gegen die Österreicher errichtet worden sind. Es sind Eigentumsverhältnisse zu klären, ich muss eine Bestandsaufnahme machen. Kommst du mit?“ Silvano bringt ein paar Flaschen Bier, seine Frau stellt Knabbersachen dazu, und so fangen wir uns, alle mit einem leisen Lächeln im Gesicht, die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages ein.

Irgendwann fragt Christian Silvano: „Wie ging das nochmal mit dem Tartare genau?“ Und dann sitzen vier Männer um einen Tisch aus Granit, drei lauschen versonnen: „Du nimmst 800 Gramm feines Rinderhackfleisch. Besser ist, das Fleisch mit dem Messer ganz fein zu schneiden.“ Die drei anderen nicken. Die rote Sonnenscheibe wird für einen Moment von den Gipfeln des Monte Rosa aufgespiesst, dann schiebt sie sich doch dahinter. „Am besten machst du das Ganze in einer Holzschale an. Du gibst fein geschnittene Kapern, Zwiebeln – die kann man auch weglassen – etwas scharfen Senf, Salz, wenig Ketchup, ein paar Spritzer Worchester-Sausse und 7 Tropfen Tabasco hinein, einen Schluck Cognac, Sonnenblumenöl und etwas Weisswein dazu.“ „Natürlich, Weisswein“, murmelt einer….

Informationen: Bellinzona Turismo, bellinzonaturismo.ch, Tel +41 91 82521 31

Gruppo Per la Valle Morobbia: gpvm.ch (auf italienisch)

Informationen zu Berghütten für die Übernachtung: Regione Valle Morobbia (tel. +41 91 785 21 10) und Comunità Montana Alpi Lepontine tel. +39 0344 62 427

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